Aushalten. Dieser Text richtet sich an alle, die gerade aushalten. Kürzlich traf ich in der Badi ein Bekannte, welche ich lange nicht mehr gesehen habe. Wir tauschten uns über unsere Leben aus und wie es uns dabei geht. Dabei stellten wir beide fest, dass es nicht die Fülle des Lebens ist, sondern vielmehr das Können oder Nichtkönnen von Situationen, die es auszuhalten gilt. Das. Aushalten.
Aushalten und dabei nicht zu wissen wie lange es gilt einen gewissen Zustand auszuhalten. Sind es nur ein paar Tage, paar Wochen, Monate, Jahre, ein Leben lang? Oft ist es ein Aushalten von Lebenssituationen, die wir nicht einfach ändern können nur weil wir sie nicht mögen oder so nicht haben wollen. Das Gespräch ging mir lange nach. Tags darauf begegnete mir dieser Vers, der mir Antwort auf meine Gedanken gab:
Was ist also der Glaube? Er ist die Grundlage unserer Hoffnung, ein Überführtsein von Wirklichkeiten, die man nicht sieht. Hebräer 11.1
Und vielleicht sind es nicht nur Wirklichkeiten, die man nicht sieht, sondern auch jene, die man sieht. Die Hoffnung trägt was wir nicht aushalten. Sie erträgt diesen Zustand und schenkt uns den Glauben nicht müde zu werden auszuhalten. Die Hoffnung, sie geht noch weiter, schenkt uns die Möglichkeit Dinge, die wir nicht verändern können loszulassen und in einen Zustand des Vertrauens zu gelangen.
Ich denke, dass wir immer wieder Momente und Geschehnisse im Leben haben, die wir nicht verstehen und auch nicht verstehen können und vielleicht auch nicht immer verstehen wollen. Das Blickfeld auf welches wir unseren Blick richten ist immer begrenzt - maximal 180 Grad. Es verändert und weitet sich erst, wenn wir den Kopf drehen, uns drehen. Was nicht bedeutet, dass wir das tun müssen, aber wir könnten. Das grosse Ganze sehen. Versuchen. Und manchmal auch zum Schutz von uns selbst, nämlich dann wenn es a u s s i c h t s l o s ist.
Die Entscheidungsfreiheit liegt bei uns. Stehen zu bleiben auf unseren Blick harren - ausharren oder vielleicht zu versuchen einen Schritt zurück oder vorwärts zu wagen könnte Veränderung bringen. Und da kommt er wieder einer meiner Lieblingssätze der vergangenen Jahre: Mit der Veränderung gehen.
Mit der Veränderung gehen.
Ich weiss nicht wo du stehst. Was dich bewegt, zu tränen rührt, traurig und wütend macht, aber ich glaube, dass in uns viel Grösseres liegt. Sehr viel Liebe. Schon alleine das Verlangen nach Liebe und Anerkennung ist ein Zeichen wie sehr wir auch lieben möchten. Sie wiederum ist die Grundlage. Der Boden. Den jeder und jede selbst wässert. Wir entscheiden wo, mit wem, mit was wir unsere Giesskanne füllen oder eben nicht. Ich und du und wir.
Ich möchte hier nichts Moralpredigen, selbst bei mir hinschauen und doch diese Gedanken teilen. Vielleicht geben sie dir Hoffnung. Den Glauben daran, dass wir Möglichkeiten haben. Die Möglichkeit unseren Blick zu richten und einen Schritt der Veränderung zu gehen.
Ich behaupte nicht, dass das einfach ist. Ganz und gar nicht. Aber manchmal bringt ein Schritt Bewegung in eine Situation. Und manchmal ist es die Verzweiflung, die uns dazu bringt zu hoffen und zu glauben und vielleicht sogar den Mut einen Schritt mit Blick auf ein neues Blickfeld zu wagen.
HAPPY THURSDAY
PS: Das Outfit der Zwillinge wie auch mein Outfit ist von L'asticot.
PPS: Das war ein Abendessen mitten in Feldern, weil es manchmal bei unseren Mahlzeiten aussichtslos aussieht gemeinsam zu essen ohne, dass nicht geschrien, gemötzelt, geschlegelt, ausgeleert, weggegessen, verweigert, gestört, etc. wird.
Das Blickfeld ändert sich manchmal eben auch, wenn man einen anderen Ort sucht ;) (selbst wenn es gleich bleibt, aber sich dann doch etwas entspannter anfühlt).
